Love, Victor (Staffel 1): Zu viel Teenager-drama, zu wenig authentische Tiefe (Review)

Love, Victor erzählt die Geschichte von einem Teenager, der für sich selbst herausfinden möchte, was seine Sexualität ist. Zu Beginn der Serie zieht er mit seiner stark gläubigen Eltern von Texas nach Atlanta, wo er einen ganz neuen Start an einer ganz neuen Schule bekommt. 

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Die Serie basiert auf dem populären Film Love, Simon, welcher letztes Jahr in den Kinos lief und die Geschichte von Simon erzählte, der herausfand, dass er schwul ist und sich auf die Suche nach dem mysteriösen Jungen von seiner Schule macht, mit welchem er immer E-Mails geschrieben hat, aber nie wusste, wer er ist. 

Love, Victor spielt genau ein Jahr nach den Ereignissen von Love, Simon an der gleichen Schule. Victor, der Hauptcharakter dieser Serie, steht auch mit Simon per Textnachrichten im Kontakt und dieser begleitet ihn auf seinem Weg herauszufinden, was er wirklich will. 

Seine religiöse Familie hingegen macht es ihm schwer, individuell zu entwickeln, da sie klare Vorstellungen haben, wie Sexualität aussieht und da er sich selber sehr unsicher ist, was er genau mag, macht er auch zuerst kein Fass auf. 

Doch das stürzt ihn direkt in eine Beziehung mit einem Mädchen, wodurch er an seiner Schule sehr schnell beliebt wird und sie auch sehr zu schätze weiß, aber ob es richtige Liebe ist, dass probiert er sich mal einzureden und mal nicht. Spätestens als er Benji kennenlernt, der offen schwul ist und mit ihm beginnt in einem Café zu arbeiten, merkt er, dass ihn das gleiche Geschlecht sehr anzieht. Nur leider ist dieser schon vergeben. 

So beginnt über 10 Folgen á 30 Minuten seine Reise zu seiner Sexualität. Auf diesem Weg, kommen auch unschöne Details über seine Eltern heraus, welche das idealisierte Bilder seiner Eltern bröckeln lässt, sowie wer wirklich seine Freunde sind und ob für ihn eine Beziehung mit einem Mädchen funktioniert. 

Bevor ich mit meiner Meinung über die erste Staffel von Love, Victor beginne, muss ich sagen, dass ich mit vielen Erwartungen in die Serie gegangen bin. Warum? Weil ich den Vorläuferfilm: “Love, Simon” super fand. Dieser war zwar in seiner Story und von den Schauspielern her einfach stimmig und hatte mich zum Lachen, sowie zum Weinen gebracht. Ich hatte erwartet das Love, Victor dies auch macht, hat er aber nicht.

Man hat gemerkt, dass die Serie wirklich auf Teenager zugeschnitten wurden, das war der Film zwar auch, aber da wirkte es mehr, als ob sie eine etwas ältere Zielgruppe ansprechen. So gab es bei Love, Victor Nebencharaktere, welche zwar am Ende eine positive Entwicklung gemacht haben, mit einer guten Message, aber die erste Hälfte der Staffel einfach unauthentisch und überzogen wirkten. Was die Serie für mich ein bisschen ins Lächerliche gezogen hat.

Was die Serie meiner Meinung nach gut vermittelt hat, ist die Familie von Victor. Wie dieser zu dieser Stand und wie sich diese zu ihm und er sich mit denen verhalten hat. Das wirkte sehr authentisch und realistisch. Auch sein inneres Ringen, ob er jetzt Schwul ist oder doch eine Beziehung mit einem Mädchen führen kann, wirkte auf mich realistisch, aber da man die Thematik der Serie vorher schon durch den Film kannte, hat sich dieser innerer Kampf zu lange über die Staffel gezogen. Dabei war es traurig zu sehen, wie die Freunde, welche er die meiste Zeit der Staffel hatte, so ein toller Mensch ist und wir alle beim schauen wussten, dass er sie irgendwann verletzten wird.

Was mich aber an der ganzen Serie am meisten gestört hat, war die Verbindung zu Simon. Am Anfang hat man gemerkt, wie sie den Bogen vom Film zur Serie spannen wollten, was auch in paar Nebensätzen okay war, aber über die ganze Serie tritt Victor mit Simon in Kontakt und schreibt ihm Nachrichten wie er sich emotional entwickelt. Das wirkte alles ein bisschen strange für mich, da sich die beiden nicht wirklich kennen, sondern Victor nur die Handlungen aus dem Film mit bekommen hatte und deswegen Simon immer Nachrichten geschrieben hat. Es wirkte aber die ganze Zeit so, als ob sie engste Freunde wären. In einer Episode besucht er sogar Simon, der aber nur ganz zum Schluss einmal vorbeischaut. Es ist zwar schön, dass dadurch ein erzählerischer Aspekt in die Serie kommt und so Victors Gefühle besser transportiert werden, aber das hätte man auch authentischer umsetzen können.

Wenn ich so drüber nachdenke, hätte ich es besser gefunden, wenn Love, Victor eine für sich alleine stehende Serie gewesen wäre und man die Verbindungen zu Love, Simon nicht eingebaut hätte. Ich hab mich auch im Nachhinein gefragt, ob es besser gewesen wäre, wenn es ein Film und keine Serie gewesen wäre, da sich vieles sehr gezogen hat. Aber sowas ist schwer zu beurteilen. 

Schlussendlich war es eine unterhaltsame Teenager-Serie, wo einem gute Werte vermittelt werden, aber für mich ging die ganze Geschichte nicht gut genug in die Tiefe, dass sie mich emotional berührt hätte. Ich hatte mir gewünscht, richtig einzutauchen, mit den Charakteren mitzufühlen und mit Victor zu fühlen und freuen, wie er beginnt seine Sexualität kennen und lieben zu lernen. Es war stattdessen eher teilweise lustig aber auch cringe. Wer hoffnungslose Romantik Sucht ist außerdem bei der Serie auch in der ersten Staffel fehl am Platz. Diese gibt es nur sehr selten und dient mehr für die Entwicklung bzw. Entscheidung wie Victors Weg weiter geht, wie als Ziel. 

Trotz alledem, bin ich gespannt, ob es eine zweite Staffel geben wird, welche ich mir auf jeden Fall anschauen werde. Da die Serie potenzial hat und sie mit einem Cliffhanger endet, der die Serie in eine tiefere Richtung bringen könnte.

Die erste Staffel ist in Deutschland seit dem 23. Februar 2021 bei Disney+ verfügbar.